5 Politische Entwicklung nach 1945

5.2 Die Situation in Deutschland nach Kriegsende

Die Situation in Deutschland unmittelbar nach Kriegsende lässt sich durch vier Schlagworte beschreiben: Hunger, Not, Elend und Chaos. Ein großes Problem stellte der akute Wohnungsmangel dar. Viele Menschen waren obdachlos geworden, dazu kamen die Flüchtlings- und Vertriebenenströme, die koordiniert werden mussten, sowie die Heimkehrer aus der Kriegsgefangenschaft. All diese Menschen mussten nicht nur untergebracht (wozu die Schaffung von Notunterkünften nötig war), sondern auch versorgt und in die Gesellschaft integriert werden.

Dies wurde dadurch erschwert, dass die Infra- und Verwaltungsstruktur fast vollkommen zerstört bzw. lahm gelegt war. Wichtige Industriezentren waren zerstört worden, dazu kamen die Demontagen und schlechte Ernten. Die Landwirtschaft war während des Kriegs vernachlässigt worden, es fehlte an Maschinen und Dünger, zudem waren durch die Gebietsverluste auch Landwirtschaftsgebiete verloren gegangen. Die wenigen vorhandenen Güter konnten durch die unzureichende Infrastruktur nur schlecht verteilt werden.

Der Warenmangel wurde durch die Inflation weiter verstärkt. Auf dem Schwarzmarkt wurden Waren als Tauschobjekte genutzt und somit dem legalen Markt entzogen. Insgesamt herrschte eine extreme Unterversorgung mit Nahrung, Kleidung, Wohnungen (aufgrund des fehlenden Baumaterials kam der Wohnungsbau nur langsam voran), Heizmaterial und Energie. Die Kohleförderung war äußerst mangelhaft, Lebensmittel mussten rationiert werden. Dazu kamen noch die extrem kalten Hungerwinter 1945/46 und 1946/47, welche die Einrichtung von "Wärmestuben" notwendig machten. Die Bevölkerung behalf sich mit Hamsterfahrten aufs Land, Tauschgeschäften und Schwarzmarkthandel, bei welchem US-Zigaretten als Währung verwendet wurden.

Ihren Höhepunkt erreichte die Versorgungskrise 1947. Nach Protestmärschen und verschiedenen Appellen gelangten die Alliierten zu der Einsicht, dass Hilfe nötig war. Die USA sandten "Care-Pakete", Großbritannien richtete Kinderspeisungen ein. Doch die Einsicht, dass eine Versorgung von außen für den alliierten Steuerzahler langfristig zu teuer sein würde, führte zu dem Umdenken, dass ein schnellerer Wiederaufbau und mehr Eigenständigkeit für Deutschland benötigt wurden.

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