2 Die Entstehung des Liberalismus
2.7 Die Politik Bismarcks2.7.1 Innenpolitik2.7.1.3 Der KulturkampfAls Kulturkampf wird Bismarcks Konflikt mit der Zentrumspartei bezeichnet. Er dauerte von etwa 1871 bis 1879. Der Reichskanzler verlor diese Machtprobe mit der katholischen Kirche. Anlass war die Forderung Papst Pius IX., dass sich Staat und Wissenschaft der Autorität der Kirche unterwerfen sollten. Zudem beschloss der Erste Vatikanische Konzil die Unfehlbarkeit des Papstes bei Lehrmeinungen. Dies wurde als Einmischung der katholischen Kirche in Staatsangelegenheiten aufgefasst. Als deshalb 1870/71 im Zuge der nationalen Einigung Italiens der Kirchenstaat bis auf den Vatikan an das italienische Staatsgebiet angegliedert wurde, kam Bismarck der Forderung der Zentrumspartei, zu intervenieren, nicht nach. Mit dem Vorwurf des Ultramontanismus1 äußerte er Kritik und Zweifel an der Partei und ließ zugleich kirchliche Gelder streichen. Als nächste Maßnahme folgte 1871 der so genannte "Kanzelparagraph", der die Einmischung der Kirche in staatliche Angelegenheiten unter Strafe stellte. In der Folgezeit wurden die Schulaufsicht unter staatliche Aufsicht gestellt, die Zivilehe ermöglicht sowie die Orden aufgelöst. Im "Maigesetz" 1873 schließlich wurde die katholische Kirche unter Staatsaufsicht gestellt und ein "Kulturexamen" eingeführt, welches eine Staatsprüfung für Geistliche darstellte. Die Kirche reagierte mit passivem Widerstand, verweigerte die Befolgung dieser Gesetze und die Zentrumspartei gewann an Popularität und damit an Sitzen im Parlament. Als 1879 Papst Pius starb, kam es unter seinem Nachfolger wieder zu einer Annäherung und einige staatliche Maßnahmen wurden wieder rückgängig gemacht. Trotzdem hatte der Staat effektiv mehr Macht gegenüber der katholischen Kirche erhalten. Verhältnis zu den Parteien Kampf gegen die Sozialdemokratie 1 Ultramontanismus ("jenseits der Berge") - Vorwurf an die Zentrumspartei, vor allem päpstliche Forderungen und Anweisungen zu befolgen. |
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