2 Die Entstehung des Liberalismus

2.7 Die Politik Bismarcks

2.7.2 Außenpolitik

Indem ich Bismarcks Innenpolitik beleuchtete, habe ich zeitlich gesehen in meinen Betrachtungen bereits voraus gegriffen. Doch wie wurden überhaupt die nötigen Voraussetzungen zu einem geeinten Deutschen Reich geschaffen?

Bismarck war auch außenpolitisch sehr gegensätzlich – vor der Reichseinigung 1871 empfand er eine aggressive Außenpolitik als angebracht, um die Vorherrschaft Preußens zu sichern, nach der Reichseinigung schwenkte er hingegen in eine friedliche Bündnispolitik um, da diese nun der Sicherheit des Deutschen Reiches und damit der Macht Preußens dienlicher war.

2.7.2.1 "Blut-und-Eisen-Politik"

Bismarck war sich dessen bewusst, dass eine Verbesserung der Position Preußens nur über den Deutschen Bund möglich war. Dort jedoch standen stets der Rivale Österreich und andere partikularistischen eingestellte Bundesstaaten im Weg. Auch waren die übrigen Mächte einer weiteren Einigung der deutschen Staaten gegenüber eher kritisch eingestellt, da dies eine in ihren Augen unnötiger Stärkung der deutschen Machtposition bedeutet hätte. Diese Hindernisse galt es zu beseitigen.

Die Voraussetzung wurde 1864 mit dem Deutsch-Dänischen Krieg geschaffen. Bereits zuvor, 1848, hatte es Krieg zwischen Preußen und Dänemark gegeben, weil Dänemark Schleswig vom vereinigten Herzogtum Schleswig-Holstein abtrennen und dem dänischen Staatsgebiet angliedern wollte. Damals jedoch konnte Preußen aufgrund des Eingreifens von Großbritannien und Russland nur das Versprechen erreichen, die alten Sonderrechte, welche vormals gegolten hatten (selbstständige Verwaltung etc.), zu garantieren. Dieses Versprechen wurde von Dänemark jedoch nicht gehalten, woraufhin Bismarck dessen Einhaltung forderte. Durch diese rationale Haltung sicherte er sich die Neutralität der Großmächte und die Unterstützung Österreichs, als es 1864 schließlich zum Krieg zwischen Dänemark und Preußen bzw. Österreich, welche im Auftrag des Deutschen Bundes handelten, kam. Dänemark musste Schleswig-Holstein abtreten – die Frage jedoch, wie mit dem vereinigten Herzogtum weiterhin zu verfahren sei, schuf Konflikte zwischen Preußen und Österreich.

Während Österreich einen neuen Bundesstaat schaffen wollte, hätte Preußen es vorgezogen, das Herzogtum als Provinz an Preußen anzugliedern. Zwar hätte Preußen eine friedliche Lösung des Dualismus bevorzugt, aber der Kompromissvorschlag Bismarcks – für Preußen die Vormacht im Norden, für Österreich im Süden der deutschen Staaten – wurde von Österreich abgelehnt. Damit war der Grundstein zum Deutsch-Deutschen Krieg 1866 gelegt. Preußen versicherte sich der Unterstützung Italiens und Frankreich deutete an, dass es sich im Kriegsfall neutral verhalten werde, weil es als Friedensstifter zwischen den zwei Mächten auf Gebietsgewinne hoffte.

Trotzdem stellte der "Bruderkrieg" für Preußen ein nicht unerhebliches militärisches Risiko dar, denn nachdem Preußen den Krieg gegen Österreich begonnen hatte, erklärten die übrigen Staaten des Deutschen Bundes Preußen den Krieg. Relativ unerwartet konnte Preußen jedoch bei Königgrätz den Sieg erringen. Mit dem Frieden von Prag war damit Preußens wichtigster Rivale ausgeschaltet und der Deutsche Bund wurde aufgelöst. Stattdessen wurde unter preußischer Führung der Norddeutsche Bund gegründet. Frankreich erhielt keine erhofften Gebietsgewinne als Vermittler, was das Verhältnis zu Frankreich bereits trübte. Trotzdem wollte Bismarck es zu diesem Zeitpunkt nicht auf eine Provokation ankommen lassen, deshalb gestaltete er den Sieg über Österreich mit dem Frieden von Prag entgegen den Wünschen König Wilhelms nicht als triumphalen Sieg.

Doch auch die Konfrontation mit Frankreich blieb schließlich unausweichlich, wenn Bismarck seinen Traum vom gesamtdeutschen Staat unter Preußen verwirklichen wollte. Den willkommenen Anlass bildete der Streit um die spanische Thronfolgekandidatur. Preußen verzichtete auf eine Anwärterschaft, lehnte jedoch den von Frankreich geforderten verbindlichen Verzicht für immer ab. Die vom König vorformulierte Depesche, welche er aus dem Emser Kurbad schickte, wandelte Bismarck so geschickt ab, dass der Text zur Provokation wurde. Damit hatte er sein Ziel erreicht – Frankreich erklärte 1870 Preußen den Krieg; vor den übrigen Großmächten stand damit nicht Preußen selbst als Aggressor da – deshalb blieben diese neutral. Entgegen der Erwartung Frankreichs traten die süddeutschen Staaten auf Seite Preußens in den Krieg ein, weil sie Angst vor einer französischen Annexion hatten. Die Niederlage Frankreichs 1871 war besiegelt. Am 18. Januar 1871 rief Bismarck im Spiegelsaal von Versailles das Deutsche Reich unter Kaiser Wilhelm I. aus – ein Militärstaat unter preußischer Führung und dessen Ausrufung eine Demütigung für die Franzosen, welche außerdem noch das wichtige Rohstoffgebiet Elsass-Lothringen und 5 Mrd. Goldfranc verloren. Seitdem war das Verhältnis des Deutschen Reiches zu Frankreich endgültig zerrüttet, da Frankreich auf Rache sann und Bismarck stets Angst vor einem eventuellen französischen Gegenschlag haben musste.

Kampf gegen die Sozialdemokratie Verfassung 1871

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