3 Die Weimarer Republik
3.1 Die NovemberrevolutionAuslöser der Revolution war der Aufstand von Matrosen – erst in Wilhelmshaven, dann in Kiel -, welche sich weigerten, zu einer letzten "heroischen", jedoch sinnlosen Schlacht gegen die britische Flotte auszulaufen. Sie forderten eine gerechte Behandlung durch die Offiziere. Als sie sich bewaffneten, schlossen sich ihnen die Arbeiter an und die Meuterei breitete sich als revolutionäre Bewegung aus. Auch die Soldaten schlossen sich den Revolutionären an und es kam zur Bildung von Arbeiter- und Soldatenräten. Die einzelnen Monarchien der Länder verschwanden eigentlich kampflos. Die SPD, welcher auch eine gewisse Führungsrolle zukam, wollte eigentlich gar keine Revolution, sondern Reformen, wurde jedoch von der Bewegung einfach überrollt. Am 9. November 1918 gab es in Berlin große Demonstrationen, auf welchen die Abdankung des Kaisers gefordert wurde. Auch die Berater des Kaisers rieten ihm zur Abdankung, Wilhelm jedoch weigerte sich und zog sich nach Belgien zurück. Daraufhin verkündete Reichskanzler Prinz Max von Baden einfach in dessen Abwesenheit die Abdankung Wilhelms und übertrug sein eigenes Amt – eigentlich verfassungswidrig – auf Friedrich Ebert. Noch am selben Abend wurde zuerst durch Philipp Scheidemann, kurz danach durch Karl Liebknecht die Republik ausgerufen. Dies verdeutlicht bereits die zwei unterschiedlichen Ansichten zur zukünftigen Staatsform. Zunächst jedoch wurde ein Rat der Volksbeauftragten gebildet, welcher die provisorische Regierung bildete. Hier wurden die unterschiedlichen Überlegungen zur staatlichen Neuordnung diskutiert. Die SPD unter Führung von Ebert und Scheidemann war für die Beendigung der Revolution und Ausrufung der Republik, weil man Angst vor "russischen Zuständen" hatte. Eine parlamentarische Demokratie mit einer Nationalversammlung als bürgerlichem Parlament und einer Regierung aus bürgerlichen Parteien sollte für Ruhe, Ordnung und Sicherheit sorgen. Anderer Meinung waren in dieser Hinsicht die USPD und der Spartakusbund unter Führung Karl Liebknechts. Sie verlangten eine Weiterführung der Revolution, um Heer, Justiz, Verwaltung, Gesellschaft und Wirtschaft umzugestalten und eine Rätemacht mit Diktatur des Proletariats nach russischem Vorbild zu errichten. Diese wichtige Frage wurde im Dezember auf dem Reichsrätekongress entschieden. Dort stimmte jedoch die große Mehrheit für die parlamentarische Demokratie. Die provisorische Regierung musste nun für eine Weiterführung des politischen Lebens sorgen. In der Folgezeit wurden nicht nur der Ebert-Groehnert-Pakt und das Zentralgemeinschaftsabkommen, sondern auch ein Waffenstillstandsvertrag geschlossen. Der Ebert-Groehnert-Pakt beinhaltete eine Vereinbarung zwischen Regierung und Oberster Heeresleitung, laut welcher die Oberste Heeresleitung die Regierungsarbeit unterstützen sollte und dafür die Regierung für Ruhe und Ordnung im Heer sorgen sowie eine Sowjetisierung verhindern und den alten Beamten- und Behördenapparat erhalten sollte. Das Zentralgemeinschaftsabkommen umfasste einen mit der Industrie ausgehandelten Kompromiss, kraft dessen die Industriellen gegen die Zusicherung, dass sie nicht enteignet würden, den Achtstundentag und ein Tarifrecht garantierten. Eine radikale Minderheit war mit diesen Beschlüssen jedoch nicht einverstanden und so kam es im Januar 1919 zum Spartakus- und anderen kommunistischen Aufständen, welche jedoch brutal niedergeschlagen wurden. Dabei kam es auch zur Ermordung von Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht durch Freikorps-Soldaten. Zuvor war jedoch am 11. November der Waffenstillstandsvertrag im Wald von Compiègne durch den Zentrumspolitiker Matthias Erzberger unterzeichnet worden. Die eigentlich für die Unterzeichnung verantwortliche militärische Führung hatte sich in Uneinsichtigkeit ihrer Verantwortung entzogen. Obwohl bereits früher Mitglieder der Obersten Heeresleitung die Notwendigkeit eines Waffenstillstandes erkannt hatten, schoben sie später in der Dolchstoßlegende die Verantwortung auf die Politiker der Weimarer Republik ab, indem sie behaupteten, es sei nur durch die revolutionären Bestrebungen in Deutschland zur Niederlage gekommen, dem unbesiegt kämpfenden Feldheer sei von hinten der "Todesstoß" versetzt worden. Diese Verleumdungskampagne diente als Anlass, Politiker als Erfüllungspolitiker zu beschimpfen und wurde auch zum Vorwand für zahlreiche politische Morde. |
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