4 Nationalsozialismus
4.2 Die nationalsozialistische IdeologieWer über Nationalsozialismus spricht, sollte einige Grundbegriffe kennen. Dazu gehört zunächst die Abgrenzung der Begriffe "Faschismus" und "Nationalsozialismus". Faschismus allgemein bezeichnet totalitäre und nationalistische Bewegungen und Regierungssysteme. Nationalsozialismus ist eine Form des Faschismus, umfasst jedoch zusätzlich die Schaffung eines Feindbildes und erfuhr breite Unterstützung nicht nur durch die bürgerliche Mitte, sondern von allen Bevölkerungsschichten. Die nationalsozialistische Ideologie lässt sich mit vier Schlagworten beschreiben: Antihaltungen, Rassenlehre, Lebensraumideologie und schließlich die Idee der Volksgemeinschaft mit dem Führerprinzip. Zu den Antihaltungen zählten der Antisemitismus, Antimarxismus, Antikapitalismus, Antiparlamentarismus und der Antibolschewismus. Hierbei wurden die Juden als "Hauptfeind" gewählt, weil der Antisemitismus tief in der deutschen Geschichte verwurzelt ist. Bereits im Mittelalter kam es zur Ausgrenzung; Juden mussten in Ghettos leben und ihre Kleidung durch einen Judenstern kennzeichnen; da ihnen als einziger Beruf oft nur das Geldverleihen blieb, wurden sie als betrügerisch verleumdet. Hinzu trat noch die Abkapselung aufgrund ihrer Traditionen sowie rein religiöse Gründe (Verrat und Kreuzigung Jesu). Auf dieser Grundlage bauten die Nationalsozialisten auf; der Neid auf jüdischen Reichtum wurde ausgenutzt, um ihnen die Schuld für Deutschlands wirtschaftliche Misere in die Schuhe zu schieben. Die Juden wurden zu einer Verkörperung alles Bösen stilisiert und zugleich auch mit Kapitalismus und Kommunismus gleichgesetzt (was sich ja eigentlich schon gegenseitig ausschließen sollte...) Grundlage der gesamten Ideologie war die Rassenlehre
(Sozialdarwinismus). Hierbei wurde der darwinistische Daseinskampf auf die
menschliche Gesellschaft und die zwischenstaatlichen Beziehungen übertragen
und daraus schlussfolgernd eine Einteilung in "Herrenrassen" (von diesen als
beste die arische und von dieser wiederum als beste die deutsche Rasse) und
"minderwertige" Rassen vorgenommen. Es wurde propagiert, dass die arische
Rasse die Herrschaft über alle anderen Rassen erlangen müsse. Darin
begründete sich auch die Lebensraumideologie: Da die
Deutschen höherwertig seien, hätten sie auch mehr Recht auf Boden. Da im
Osten nur minderwertige Rassen lebten, müsse die Gewinnung von neuem Boden
durch eine Expansion nach Osten erfolgen. Langfristiges Ziel war die
Weltherrschaft, sodass schon allein aufgrund dieser Ideologie der Krieg
vorprogrammiert war. Voraussetzung zu Erreichung dieses Ziel war die
Militarisierung. Die Demokratie wurde von den Nationalsozialisten als lügnerisch, verantwortungslos, zerstörerisch bezeichnet. Aufgabe der Partei sei es, das "unklare Wollen" des Volkes zu erfassen und daraus abgeleitet die politisch entscheidenden Leitideen zu vermitteln und die Masse zum politischen Rassenkampf zu aktivieren. Da die NSDAP sich als Weltanschauung sah, wurde die Existenz anderer Parteien nicht toleriert. Ein autoritärer* Staat wurde als einzig mögliche Staatsform angesehen. Zum Idee der Volksgemeinschaft und dem Führerprinzip gehören Parolen wie "Du bist nichts, dein Volk ist alles!" oder -"Führer befiehl, wir folgen!" Durch das gemeinsame Ziel des Rassenerhaltes sollte die Volksgemeinschaft zusammengehalten werden, die gleichzeitig auch eine Kampfgemeinschaft bildete. Aus dem Führerprinzip folgte neben dem Führerkult auch das Prinzip einer Politik von oben nach unten (während in einer Demokratie genau der andere Weg beschritten wird: Politik von unten nach oben). Macht wurde dadurch ausgebaut, dass Führungspositionen nur mit Nationalsozialisten besetzt wurden. Aus der Gleichschaltung schließlich resultierte die vollkommene Unterordnung unter die Führerbefehle, ohne jegliches Hinterfragen. _____________________________________________________ *autoritär: keine
Gewaltentrennung (Rechtssprechung, Gesetzgebung und Exekutive in einer Hand,
keine parlamentarische Kontrolle), Regierende üben allein aufgrund ihrer
Macht die Staatsgewalt aus |
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