4 Nationalsozialismus

4.5 Widerstand gegen den Nationalsozialismus

Eine der zentralen Fragen, die sich wohl jeder stellt, der sich mit der NS-Zeit befasst, ist: "Wie konnte das alles nur geschehen? Weshalb hat niemand etwas unternommen?" Zur Beantwortung dieser Frage muss jedoch der Kontext der damaligen Zeit betrachtet werden und es darf nicht vergessen werden, dass es sehr wohl Widerstand gab.

Widerstand gegen das Regime stieß auf viele Probleme. Geschichtlich begründet sind die Deutschen charakterlich eher obrigkeitstreu als protestierend. Vor dem Krieg traf Widerstand gegen die Nationalsozialisten aufgrund des großen Ansehens Hitlers auf wenig Verständnis bei der Bevölkerung. Nach Kriegsbeginn hingegen wurde Kritik oder Widerstand oft als Verrat an den deutschen Frontsoldaten empfunden. Des Weiteren standen geleistete Treueeide etc. einem Aufbegehren im Wege. Und man darf nicht vergessen, dass das Dritte Reich ein totalitärer Staat war, in welchem Andersdenkende durch Überwachung, Verhaftungen und Hinrichtung unterdrückt wurden. Zu guter Letzt wären auch die Startbedingungen für eine neue Regierung denkbar ungünstig gewesen, da die Alliierten die bedingungslose Kapitulation Deutschlands forderten. Zu groß war nach den Erfahrungen aus Versailler Vertrag und Weimarer Republik die Angst vor einer neuen "Dolchstoßlegende".

Es müssen verschiedene Formen des Widerstandes unterschieden werden. Während sich aktiver Widerstand z. B. in Form von Attentaten oder offenen Aufständen zeigt, sind Mittel des passiven Widerstandes unter anderem Gehorsamsverweigerung, Emigration oder Sabotage. Zum Widerstand sind auch Flugblätter, politische Witze, Hilfe für Verfolgte und vieles andere mehr zu zählen. Des Weiteren existierte neben der politischen Opposition, also allen Aktivitäten mit dem Ziel, das Regime zu stürzen, auch Widerstand in Form von weltanschaulich-kultureller Distanzierung und gesellschaftlicher Verweigerung, die sich vor allem gegen Eingriffe gegen das gesellschaftliche Leben richtete und z. T. auch unpolitisch motiviert war.

Widerstand ging von verschiedenen Gruppen bzw. Personen aus. Diese entstammten verschiedenen Bereichen, agierten jedoch voneinander unabhängig und isoliert. Dadurch war die Ausweitung zu einer Massenbewegung nicht möglich und die Wirksamkeit der Aktionen blieb beschränkt.

Einer der Widerstandsträger war die Arbeiterbewegung, verkörpert durch KPD, SPD und die Gewerkschaften. Ihr Widerstand äußerte sich in Flugblattaktionen oder Zeitschriften. Da diese Form des Widerstandes jedoch öffentlich stattfand und die Zusammenarbeit zwischen den einzelnen Gruppen zu gering war (eine Ausnahme war z. B. die "Rote Kapelle"), wurde diese Bewegung bald zerschlagen. Ein weiterer Widerstandsträger waren die Kirchen, hier vor allem die einfachen Gemeindepfarrer. Als prominentes Beispiel ist an dieser Stelle Dietrich Bonhoeffer zu nennen. Der kirchliche Widerstand zeigte sich in kritischen Predigten und Hilfen für Verfolgte. Auch von jugendlichen bzw. studentischen Vereinigungen wie den "Edelweißpiraten" oder der "Weißen Rose" ging Widerstand aus. Sie bildeten sich als "Gegencliquen" zur Hitlerjugend und verteilten unter anderem Flugblätter.

Als Beispiele für Einzelpersonen sind Carl Goerdeler und Claus Graf Schenk von Stauffenberg zu nennen. Goerdeler war bis 1937 Oberbürgermeister von Leipzig. Zusammen mit General Ludwig Beck gehörte er zu den führenden Köpfen des konservativen Widerstands, war an Umsturzplänen beteiligt und verfügte auch über Auslandskontakte. Seine Verhaftung und Hinrichtung erfolgten 1944 kurz vor dem Stauffenberg-Attentat. Claus Graf Schenk von Stauffenberg gehörte erst zu den Befürwortern, später jedoch zu den Gegnern der NSDAP. Trotz sorgfältiger Planung scheiterte das Attentat auf Hitler am 20. Juli 1944, die Verschwörer wurden verhaftet und hingerichtet. Dies sind nur einige Beispiele. Ungenannt bleiben zahlreiche Einzeltaten wie z. B. das Verstecken von Juden u. a.

Judenverfolgung und HolocaustWirtschaft im Zuge der Kriegsvorbereitung

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