2 Die Entstehung des Liberalismus

2.5 Die Märzrevolution 1848/49

2.5.3 Ursachen des Scheiterns

Woran waren nun die Bemühungen gescheitert? Zum einen hatten die Mitglieder der Paulskirchenversammlung zu weit gesteckte Ziele. Während in Frankreich die nationale Einheit bereits geschaffen war, musste dies für die deutschen Staaten erst erreicht werden. Bereits die Umsetzung des liberalen Freiheitsgedankens erforderte einiges Können. Zusätzlich noch die nationale Einheit anzustreben, war schlichte Überforderung. Zu stark war der Partikularismus im Reich! Mangels Revolutionserfahrung agierte man auch einfach zu zögerlich.

Dazu kam noch die Machtlosigkeit der Paulskirche. Ihr standen weder Heer, noch Verwaltung oder Finanzen zur Verfügung, um ihre Forderungen durchzusetzen. Diese Machtmittel waren bei den Fürsten verblieben, deren Fähigkeiten man unterschätzt hatte. Eigentlich hätten die Anstrengungen in einem bürgerlichen Umsturz vom Absolutismus zu einer kapitalistischen Demokratie enden sollen - doch die Bürger waren zu feige und träge, viel zu kompromissbereit, um den Adel tatsächlich endgültig zu vernichten. Außerdem wurde das Handeln der Bürger von der Angst vor der Arbeiterklasse eingeschränkt - eine sozialistische Revolution fürchtete man mehr als die Monarchen.

All diese Schwierigkeiten waren schon an sich kaum zu bewältigen, doch auf keinen Fall mit der Uneinigkeit der Revolutionäre untereinander. Wie schnell hätte eine Verfassung verabschiedet werden können, wenn man sich über die wichtigen Punkte im Klaren gewesen wäre! Und die ständige Führungsrivalität zwischen Preußen und Österreich erleichterte die Sache auch nicht gerade...

Nicht vergessen darf man natürlich auch die außenpolitischen Faktoren - die europäischen Großmächte waren natürlich äußerst antirevolutionär gesinnt und stellten ihrerseits eine Bedrohung für die noch gar nicht geborene Demokratie dar.

Auch wenn die Ziele der Revolution nicht erreicht worden waren, sich die Liberalen geschwächt zeigten und die Zeit des Biedermaiertums anbrach, führte die Märzrevolution doch auch zu positiven Ergebnissen - in einigen Ländern wurden die Verfassungen und Reformen nicht wieder zurückgenommen; Zensur, Erbuntertänigkeit und Privilegien des Adels wurden nicht wieder eingeführt. Zudem war das politische Bewusstsein der Bevölkerung gewachsen und somit der Grundstein zu einem Nationalstaat gelegt! Insgesamt hatte die Paulskirchenverfassung, auch wenn sie nie in Kraft trat, Vorbildcharakter für künftige Verfassungen.

Die Paulskirchenversammlung Industrielle Revolution in Großbritannien

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